Sonntag, Dezember 17

Muttersprache

O Tannenbaum, O Tannenbaum, wie treu sind deine Blätter??? Jaja, es weihnachtet sehr. Natürlich auch bei mir und so heißt es dann: Einkaufen mit Mama. Jedes Jahr aufs Neue, stellt meine biologische Erzeugerin die Frage, was ich mir denn zu Weihnachten wünsche und alljährlich erfolgt die gleiche Antwort: Klamotten!! Ich stelle mir gerade vor, meine Mutter fragt mich eines Tages mal nicht, sondern stellt knallhart fest und fragt mich direkt, wann wir denn Anziehsachen (toller Begriff!) kaufen werden. Um nicht berechenbar zu sein, lasse ich mir dann mit größtmöglicher Wahrscheinlichkeit etwas anderes einfallen. Nichtsdestotrotz war heute der Tag, an dem Freundin, Mutter und meine Wenigkeit die Grenzen des Heimatlandes überschritten und stoppten frisch, fromm, fröhlich, frei durch die Einkaufspassagen der niederländischen Metropole Enschede. Das Wetter war hervorragend, die Sonne schien, es war endlich etwas kälter und eine leichte Brise lies uns alle ein bisschen erzittern. Gefolgt von dem schönen, schon fast winterlichen Wetter die grausame Wärme der Geschäfte. Gerade von einem grippalen Infekt dem Bette entsprungen, belasteten mich diese derben Temperaturwechsel erneut. Doch ich will und wollte nicht klagen... Während ich mit meiner Mutter nach Weihnachtsgeschenken Ausschau hielt, kümmerte sich meine Freundin natürlich (wie könnte es auch anders sein!) allein um die Erweiterung ihrer Garderobe. So sind unsere Frauen! /Exkurs Der Begriff "Shoppen" erhält hier eine neue Definition. Vielmehr sollte es heißen: "Wie viele Kleidungsstücke kann ich in einer bestimmten Zeit in unterschiedlichen Läden anziehen?". Nun denn, wenn sie Spaß dran haben, sollte man sie auch nicht dran hindern. Warum aber muss ich dann bei jeder "normalen" Shoppingtour anwesend sein? Meine bessere Hälfte meint dazu, sie benötige jemanden an ihrer Seite, der offen und ehrlich seine Meinung kundgibt. Das mache ich ja, aber wenn ich dann tatsächlich ein Oberteil, eine Hose oder ein Schuhpaar chic finde, warum kauft sie das Teil nicht und wir können ruhigen Gewissen wieder nach Hause fahren und chillen? Richtig, alle Geschäfte in der Fußgängerzone müssen abgeklappert werden, da die Chance, eine wesentlich passendere, schönere, stylischere Tracht zu finden bei etwa 0,1% liegt. Die außerordentlich gut sitzende Gewandung wird jedoch nicht wie man denken könne, zurück auf den Ständer gelegt, sondern zur Kasse transportiert und "zürück-legen-lassen". Auf die Frage, was dieser Unfug denn solle, erwidert meine Liebste: "Wenn ich in 3 Stunden nichts chiceres gefunden habe, kaufe ich das!". Männer wissen zu exakt diesem Zeitpunkt zweierlei - Die Shoppingtortur wird noch lange anhalten und gekauft wird heute nichts mehr! Um das männliche Pendant, also mich, ebenso zu analysieren, sei gesagt, dass ich zwecks Oberbekleidungsbestückung drei Geschäfte besucht habe. In zweien wurde ich fündig (in dem anderen gab es leider nicht mehr meine Größe) und schlug ohne zu zögern zu. Für Schuhe habe ich einen Laden benötigt und für den guten Duft war ebenfalls nur eine Filiale notwendig. Das nenne ich mal effektiv. /Exkurs Ende Während eines solchen Marathons muss der Körper gestärkt werden. Wir befanden uns in den Niederlanden, so lag es Nahe, dass örtliche Spezialitäten gekostet werden. Mutter und meine bessere Hälfte entschieden sich für den Wok-Mann; Ich meinerseits verfiel dem Fastfood. Ich betrat den kleinen, gemütlichen Laden, schaute mir die Theke mit den frisch ausgelegten Waren an und wurde daraufhin freundlichst nach meiner Bestellung gefragt. Einheimische freuen sich immerzu, wenn man in der Landessprache spricht, also gebe ich mein optimales Niederländisch zum Besten. Grammatikalisch vollkommen korrekt, Syntax ebenfalls perfekt orderte ich mit leicht deutschem Akzent die von mir gewünschten Köstlichkeiten. Doch was erblickte ich hinter dem Schanktisch? Ein kleiner verwirrter Mann mit starren Augen, gerichtet in die meinen. "Du kannst ruhig deutschen sprechen mit mir", entgegnet der vorwitzige Wicht in gebrochenem Deutsch. Leicht verwirrt, doch spontan wie immer konterte ich mit der Frage, ob er denn kein niederländisch spreche? Sekunden der Spannung vergehen und der Mann brach in herzliches Gelächter aus. Offensichtlich fand der Knirps meine Gegenfrage überraschend und amüsant zugleich, denn das Essen ging auf seine Kosten. Einfach toll diese Holländer!