Donnerstag, April 5

WG-Geflüster III - Rosa


Eine Wohngemeinschaft kann beizeiten recht amüsant und spannend sein. Früher in meiner 6-WG traf das eigentlich jeden Tag zu, denn wir haben so ziemlich jeden Tag/Abend etwas gemeinsam gemacht. Man trieb gemeinsam Sport, schaute TV, ging unters gemeine Volk, zockte diverse Spielchen am PC oder auf Brettern, hörte bizarre Musik oder erzählte banale Geschichten. Wir waren unterschiedlich, dennoch haben wir uns optimal verstanden. Diese Zeit vermisse ich, denn als die ersten nach dem Studium die Gemeinschaft verließen und ihr Leben als Arbeiter oder Lehrer fortsetzten, zerbrach alles. Die Nachhut, obschon gut ausgewählt, passte trotzdem nicht. Drum entschloss auch ich mich, das einst so geliebte Kollektiv den Rücken zuzuwenden. Ich suchte mir eine neue WG, die bis zum heutigen Tage auch nicht so das Wahre ist. Dies mag daran liegen, dass es keine Räumlichkeit zum gemeinsamen Beisammenhocken gibt oder unterschiedliche Aktivitäten betrieben werden; Mir egal, denn mittlerweile sehe ich es lediglich als Mittel zum Zweck, und das ist gut so.
Ein essentieller Vorteil solcher Zusammenschlüsse von Studenten ist die Anschaffung von größeren Haushaltsgeräten. Die Kosten jeder neuen Errungenschaft wird durch die Anzahl aller Mitbewohner geteilt, so auch bei unserer neuen gebrauchten Waschmaschine (Guckst du hier!).

So langsam, aber sicher, neigt sich der Vorrat an frischer, sauberer Kleidung dem Ende entgegen, also muss endlich gewaschen werden. Nach Absprache, darf ich als erster eine Ladung in das gute Stück katapultieren, um es maschinell reinigen zu lassen. Es sind Semesterferien. Glücklicherweise ist die WG in solchen Zeiten nur zur Hälfte besetzt, was meinem Waschvorhaben zugute kommt. Just in dem Momente - der Probedurchgang wurde vollzogen - als Unterwäsche, Waschmittel und Wasser sich in der Trommel unserer neuen Errungenschaft paaren wollen, höre ich ein leises mechanisches Klappern. Die Waschmine dreht sich bereits und zwar nicht mit meiner Wäsche, sondern die meines Mitbewohners, der sich nach zweiwöchiger Absenz entschloss, seine mittlerweile riesigen Haufen Klamotten zu reinigen. Es dauert zwei Tage, dann bin ich an der Reihe.


Lange habe ich nachgedacht wie ich diese Missetat sühnen kann. Gedanken rasen durch meinen Kopf bis endlich die finale Lösung gefunden ist.
Rot ist die Farbe der Liebe, drückt aber auch Wut aus. In roten Klamotten sehen Frauen besonders ansehnlich aus - zumindest meine. Rote Klamotten jedoch in Verbindung mit einer Waschmaschine, in der mein Mitbewohner gerade seine weiße Kochwäsche reinigt, können unter Umständen fatale Auswirkungen hervorrufen.
Im Nu ist die drehende Trommel angehalten und die Türe geöffnet. Noch frage ich mich, warum man Unterwäsche auf 30 Grad wäscht, als ein rotes T-Shirt unter die helle Kleidung gemischt wird. Die Türe wieder zu, das Gerät gestartet und, damit es sich richtig lohnt, auf 95 Grad gestellt. Schließlich soll das zu reinigende Leinenzeugs reiner als rein werden und das wird es auch. Zwar nicht mehr weiß, sondern eher ein sanftes rosa, aber dennoch rein. Strafe muss sein!