Montag, März 12

WG-Geflüster

Es ist wieder einer dieser Tage, an dem ich die Wohnungstüre meiner WG öffne und ein bestialischer Gestank in meine Nase dringt. Rauch steigt in meine Augen, sodass meine Sehkraft leidet. Die Augen beginnen zu tränen. Die ganze Wohnung erstickt in blauem Dunst. Mein Mitbewohner kocht. Zumindest hat er es versucht.

Wir haben für eine neue (gebrauchte, also dann doch wohl eher alte) Waschmaschine zusammengeschmissen. So langsam, aber sicher, neigt sich der Vorrat an frischer, sauberer Kleidung dem Ende entgegen, also muss endlich gewaschen werden. Nach Absprache, darf ich als erster eine Ladung in das gute Stück katapultieren, um es maschinell reinigen zu lassen. Es sind Semesterferien. Glücklicherweise ist die WG in solchen Zeiten nur zur Hälfte besetzt, was meinem Waschvorhaben zugute kommt. Just in dem Momente - der Probedurchgang wurde vollzogen - als Unterwäsche, Waschmittel und Wasser sich in der Trommel unserer neuen Errungenschaft paaren wollen, höre ich ein leises mechanisches Klappern. Die Waschmine dreht sich bereits und zwar nicht mit meiner Wäsche, sondern die meines Mitbewohners, der sich nach zweiwöchiger Absenz entschloss, seine mittlerweile riesigen Haufen Klamotten zu reinigen. Es dauert zwei Tage, dann bin ich an der Reihe.

Ich erwarte wichtige Post. Nach getaner Arbeit betrete ich die WG und suche den Briefkastenschlüssel. Fehlanzeige. Es kommt nur einer in Frage, der ihn haben kann und diese Person hat sich für eine Woche in den Urlaub begeben. Ich koche. Ich muss ins Badezimmer, das sich am anderen Ende des Flures befindet, um ein Präsent in Richtung Nordsee zu schicken. Ich öffne meine Zimmertür und nach exakt drei Schritten öffnet sich ebenfalls die meines Mitbewohners. Er will mir ein Gespräch aufzwängen, wonach mir aber nicht der Sinn steht (und das ist immer, denn ihm zuzuhören ist eine mentale Tortur). Freundlich wie ich jedoch bin, höre ich ihm zu. Es drückt, doch ich harre aus. Der Druck beendet dann doch das Gespräch. Ich verabschiede mich in der Hoffnung, ihm auf dem Rückweg nicht zu begegnen. Fehlanzeige. Er wartet immer auf mich und er kriegt alles mit, Vor allem die Betätigung meiner Klinke. Ich gehe in die Küche, er steht da. Ich verlasse die Wohnung, er steht da. Ich habe einen Stalker und ich mag ihn nicht.

Ich möchte meinen Teppich von Flusen, Federn, Staub und anderen Arten des Drecks bereinigen, also hole ich das rote Wunderteil (red magic). Ich öffne meine Zimmertür und mein Mitbewohner steht schon parat mich abzufangen. Ohne ein Wort zu verlieren schnappe ich mir das Ungetüm. Es ist ein tolles Gerät, denn teure Staubtüten benötigt es nicht. Lediglich sollte es das ein oder andere Mal von dem in einem durchsichtigen Plastikgehäuse gesammelten Schmutz entledigt werden - per Hand. Natürlich ist der Auffangbehälter voll und muss von mir gereinigt werden. Ich glaube, meine Mitbewohner wissen noch nicht einmal, dass man das Teil gelegentlich auch mal säubern muss. Es saugt zwar nicht mehr so gut, aber das scheint ihnen egal zu sein.



Solche Geschichten sind es, die mir Kopfschmerzen, ja gar Migräne, bereiten. Die Zeit der Stille und Muße ist vorüber. Von nun an schlage ich zurück!

2 Comments:

Blogger Lenny_und_Karl said...

Mein Mitbewohner ist auch ein Freak, aber ein sehr lustiger und das Wort Freakt ist positiv gemeint. Bin ich froh, dass ich einen solchen wie ihren, nicht mein eigenen nennen muss. Und was heißt eigentlich ein "Präsent Richtung Nordsee schicken"? Was für einen Umschreibung.

Dienstag, 13. März 2007 um 09:58:00 MEZ  
Blogger Halies said...

Oh ja, ihr beiden könnt euch tatsächlich glücklich schätzen, nicht mit meinen Mitbewohnern unter einem Dach zu leben. Es wird an der Zeit, mir etwas neues zu suchen. Wie wäre es, habt ihr beiden nicht Lust?

Das Präsent wurde sogar mit einem kleinen Fähnchen versehen. Die Friesen werden sich bestimmt darüber freuen, hoffe ich doch, denn wie oft habe ich schon für sie verkrampft gekämpft.

Mittwoch, 14. März 2007 um 19:44:00 MEZ  

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